Schule – Lernen unter Zwang

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Ich gehe in der Zeit zurück, als meine Tochter die 10. Klasse des Gymnasiums besuchte. Rein aus Interesse und um für mich noch einmal das Gefühl dieser Zeit zurückzuholen. Auch, um zu schauen, ob sich in der Zeit bis heute etwas geändert hat und stelle jetzt schon fest, dass es das nicht hat. Im Gegenteil…

Bereits in der neunten Klasse war meine Tochter schon mehr in der Schule als zu Hause. Sie hatte – sage und schreibe – 38 Stunden Unterricht in der Woche. So viel, wie viele Erwachsene in ihren Jobs arbeiten. Sie befand sich also – aus ihrer Sicht – mehr als die Hälfte des Tages in der Schule. Würde sich für sie also in der Schule irgendetwas zum Negativen entwickeln, müsste sie dies – auf Gedeih und Verderb – Tag für Tag ertragen bzw. aushalten. Und um das Lernen in der Schule noch einmal von der Arbeit der Erwachsenen zu trennen: Wenn die Erwachsenen von ihrem Job nach Hause kommen, haben sie Feierabend. Meine Tochter musste, wenn sie von der Schule nach Hause kam, Hausaufgaben machen und für andere Fächer und/oder Leistungsnachweise lernen. Dieser Umstand hat sich übrigens bis heute genauso gehalten.

In diesem Kontext stellte ich mir die Frage, ob in der Schule ein für das Leben geeignetes und notwendiges Lernen überhaupt noch gelingen kann und welche Alternativen es gibt. Jetzt, in den Zeiten der Pandemie, kramte ich diese Frage wieder aus. Nicht zu vergessen der folgende Hinweis: Natürlich gibt es Ausnahmen, sowohl was die Schulen, als auch die Lehrer anbelangt. Mir geht es aber um die Darstellung des Regelfalls, also die Situation, welche die meisten Schüler in den Schulen erleben. Wenn Sie beim Lesen also eine andere Situation vor Augen haben, fragen Sie sich bitte immer, ob dies tatsächlich auch der Regelfall ist. Kurz noch einen Link ausgewählter alternativer Schulsysteme – informationshalber.

Jetzt aber zu meine Überlegungen…

Schule als Zwangsgemeinschaft

Um sich darüber im Klaren zu werden, über welches „Monster“ wir hier überhaupt sprechen, möchte ich Schule einmal aus Sicht eines Schülers erklären. Aus dieser Perspektive ist Schule nichts weiter als eine Zwangsgemeinschaft. Schüler werden in Klassen eingeteilt und müssen diese Einteilung akzeptieren. Dabei werden die Klassen an sich immer heterogener, die Schüler kommen aus unterschiedlichen kulturellen Kreisen, haben unterschiedliche religiöse Hintergründe und leben in unterschiedlichen sozialen Umgebungen. Gleichfalls wird von Schülern ab der ersten Lernminute verlangt, mit all diesen Unterschiedlichkeiten und Zwängen umgehen zu können, ohne auf diese weiter einzugehen oder den Schülern ein gewisses „Handwerkszeug“ mitzugeben. Bereits an dieser Stelle wird deutlich: „Pädagogik“ fehlt, „pädagogisches Handeln“ ist nicht in Sichtweise, „pädagogische Lösungen“ stehen  nicht zur Disposition.

Die Zeit – unzeitgemäß

Im normalen Leben beinhaltet eine Stunde 60 Minuten, nicht so in der Schule. Hier wurden die 60 Minuten kurzerhand auf 45 Minuten reduziert. Ein Relikt aus dem Jahr 1911, welches vom damaligen Preußischen Kultusminister August von Trott zu Solz festgelegt wurde. Dieser orientierte sich an den damaligen neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mit diesen Kurzstunden konnten die 30 bis 32 Wochenstunden komplett auf den Vormittag gelegt werden. Dadurch wiederum mussten die Pausen zwischen den Unterrichtszeiten kürzer werden. Diese Halbtagsschulen sollten bereits ein auf das Wesentliche beschränkten Lehrstoff in wenig Zeit verarbeiten, galten allerdings eher als „übler Notbehelf“. Dieser Notbehelf überdauerte bis in unsere heutige Zeit, obgleich sich die o. g. wissenschaftlichen Erkenntnisse mittlerweile in der Mehrzahl gegen das heutige Schulsystem aussprechen. Grund: Die Unterrichtsstunden haben sich auf die einer Vollzeit-Arbeitsstelle erhöht, die Lerninhalte wurden noch einmal komprimiert. Mit der Änderung von 12 auf 11 Schuljahre schaffte es der gymnasiale Lernbereich, erneut zu komprimieren.

Hier liegt der Vergleich der Bildbearbeitung nahe: Stellen Sie sich vor, Sie würden ein Bild 3 x mit dem gleichen Werten komprimieren. Wie würde das Bild aussehen? Richtig: Die Umrisse wären noch zu erkennen, die Feinheiten jedoch – also das, was ein Bild eigentlich ausmacht – würden in völlig verpixelter Form zu sehen sein. Genauso ist der Unterricht an den Schulen: völlig verpixelte Inhalte, das Gesamtbild kaum zu erkennen.

Die Lernmethode

Bis auf wenige Ausnahmen bestimmt der Frontalunterricht den Lernalltag. Bedeutet: Die Schüler sitzen auf Holzstühlen und müssen den Inhalten des Lehrers konzentriert Stunde für Stunde folgen. Seit Jahren weisen Orthopäden auf mögliche Folgeschäden für die körperliche Entwicklung der Schüler in Bezug auf diese Sitzgelegenheiten hin. Geändert hat sich in der Regel an den Holzstühlen jedoch nichts. Eltern haben bei Elternsprechtagen die Gelegenheit, die Sitzgelegenheiten, auf die ihre Kinder sitzen, auszuprobieren.

Schüler müssen sich von Anfang an in eine passive Rolle begeben, bei der die Aufmerksamkeit, die Konzentration, die Aufnahmefähigkeit und die Verständnisentwicklung immer und grundsätzlich zu 100% aufrechtgehalten werden müssen. „Pädagogisch“ ist eine Lernmethode, die vom Lernenden verlangt, bis zu 8 Stunden ruhig zu sitzen und zuzuhören nicht vernünftig. Daran ändert sich auch durch die Pausen nichts. Dass dieser Frontalunterricht oft auch durch eine Art „Gruppenunterricht“ ersetzt wird, ist eher die Ausnahme. Um es am Beispiel meiner Tochter zu erläutern: In einer Woche kam es in Spitzenzeiten zu max. 3 Unterrichtseinheiten, die in Gruppen- bzw. Kleingruppenunterricht durchgeführt wurden. Hierbei handelte es sich allerdings zumeist um sogenannten „Nebenfächer“. Der Frontalunterricht ist und bleibt die favorisierte Lernmethode.

Es stellt sich die Frage: Wo wird die Kreativität und die Freude am Lernen unterstützt?

Wissen und Nachhaltigkeit

Auch die Inhalte der Lerneinheiten sind mehr als fragwürdig – wohl eher nutzloser Ballast als sinnvolle Erkenntnisse. In Mathematik, Chemie, Biologie, Physik Deutsch und Erdkunde reichen die Inhalte weit über den normalen Horizont der Allgemeinbildung hinaus. Selbst bei den Nebenfächern, wie Kunst, Musik und Sport werden Inhalte unterrichtet, die Schüler praktisch zu 99% in ihrem späteren Leben nie mehr benötigen. Wer heutzutage als Erwachsener auf das Wissenspotenzial seiner letzten Schule (nicht Uni) zurückgreifen möchte, welche in Deutschland mindestens 9 Schulbesuchsjahre ausmacht, wird Zeuge dieses Problems. Von 100% Wissen sind nicht einmal mehr 10% vorhanden, wobei das vorhandene Wissen zum größten Teil aus rudimentären Einheiten (zumeist einleuchtende und interessensgesteuerte „Hotspots“) besteht. Vielleicht dazu einige praktische Beispiele: Unter dem mathematischen Thema „Algebra“ haben sicherlich viele eine Vorstellung. Würde ich nun direkt von Ihnen wissen wollen, was man genau unter „linearer Algebra“ versteht, wird es wohl schon problematischer und wie sieht es mit der „Produkt-, Quotienten- und Kettenregel“ aus? Vielleicht kennen Sie folgende Begriffe und/oder können diese den jeweiligen Fächern zuordnen: Bergmann’sche und Allen’sche Regel, Transkription, Nuklidkarte, Zirkumpazifischer Feuerring, Neumen, Isometrie, Attische Demokratie, Semantische Stilmittel und das Urnenmodell 1+2. Mache ich es für Sie mal einfacher: Ich nenne Ihnen an sich bekannte Themen und Sie überlegen sich, was Ihnen dazu einfällt: Vektorräume, Strahlensätze, Absurdes Theater, Deklination (Beugung) in den vier Fällen, Hymne, Hauptsatz der Wärmelehre, Amplitude, Induktivität und Bohrium. Und ganz einfach: Zu folgenden Begriffen sollten Ihnen eigentlich sofort die passenden Inhalte einfallen: Aminosäuren, DNA und RNA, Biosphäre, Stadttypen, Novelle, Plusquamperfekt, Dezimalsystem, Höhensatz, Schwämme, Replikation und Mitose.

Falls Sie nicht gerade einen Job haben, in dem der eine oder andere Begriff geläufig ist: Das ist nutzloser Ballast. Der Umkehrschluss wäre: Nutzlos ist ja eigentlich nichts, also ist alles nützlich. Können wir aber alles lernen? Nein. Von daher wurde bereits sinnvolles von unsinnigem entfernt, übrig blieben z. B. die oben erwähnten Beispiele. Ob dieses explizit ausgesuchte Wissen wiederum eher sinnvoll oder unsinnig ist, bzw. ob dies repräsentativ für unser Allgemeinwissen stehen sollten, wäre die Frage. Warum also lernen wir diesen Ballast und wo bleibt die Nachhaltigkeit?

NoGo: Globalität

Ein letzter Aspekt der Lerninhalte in der Schule, den ich hier anbringen möchte, ist der, wie es um die „Globalität“ in der Schule steht. Sie wissen ja: Alle Welt spricht von diesem Zauberwort und das alles irgendwie miteinander verbunden ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Thema „Umweltschutz“. In der Schule werden Schüler in über 10 Schulfächern (!) mit diesem Thema konfrontiert. Jedes einzelne Schulfach bleibt dabei jeweils in seinen Sphären und kratzt nur – wenn überhaupt – die anderen Bereiche minimal an. Hier einige Auszüge

  • Beispiel Nr. 1: Biologie. Schwerpunkte: Ökosysteme, biologische Vielfalt, Artenschutz, Gesundheit, Ernährung.
  • Beispiel Nr. 2: Chemie. Schwerpunkte: Umwelt- und gesundheitsrelevante Chemikalien, Wasserqualität, Luftqualität.
  • Beispiel Nr. 3: Deutsch. Schwerpunkte: Umweltkommunikation, Journalismus, Textverständnis, Recherchemethoden
  • Beispiel Nr. 4: Geografie. Schwerpunkte: Klima, Globalisierung, Ressourcen, Konsum, Mobilität, Stadtplanung, (biologische) Landwirtschaft
  • Beispiel Nr. 5: Mathe. Schwerpunkte: Konsum, Klima, Mobilität, statistische Auswertungen
  • Beispiel Nr. 6: Physik. Schwerpunkte: Energie, Strahlung, Klima, Meteorologie

Ein Thema, viele Schwerpunkte. Wie toll wäre es, wenn die Schüler dieses Thema auch global behandeln und verstehen lernen könnten. Andere Themen, wie z. B. Finanzen, Medien, Lebensmittel, Krieg, Armut, Krankheit, Menschen, Hygiene, usw. finden sich in der Lebenspraxis der Schüler (auch perspektivisch) ebenso wieder und werden im Schulalltag ebenfalls nicht global unterrichtet. Ein globales Verständnis dieser Themen kann sich nur entwickeln, wenn die Schüler in ihrer Freizeit selbst aktiv werden, also ausschließlich durch ihr persönliches Engagement.

In diesem Kontext ist die Bewegung Fridays for Future sehr interessant. Sie erinnern sich: Das sind die vielen Schüler, die aus Sicht einiger Erwachsener die Schule vermeiden und es sich stattdessen auf der Straße gut gehen lassen. Die allgemeine Meinung: „Alles Schulschwänzer, die man deshalb zur Verantwortung ziehen müsste!“

Hier rächt sich die Bildung. Der überwiegende Teil dieser Erwachsenen hat eben den gleichen Bildungsalltag erlebt, wie diese Schüler, die auf die Straße gehen. Der Unterschied: Zur damaligen Zeit wurde vonseiten der Schule noch rigider gegen Eigeninitiativen von Schülern vorgegangen. Warum – so fragen sich manche dieser Erwachsenen – sollte es diesen Schülern besser gehen, als ihnen damals? Andere sehen diese Schüler durch ihre deutschen, bürokratischen Brillen. Ihr Argument: Die Schulpflicht und deren Erfüllung.

Sie erinnern sich an die Frage, was Schule mit ihren Inhalten und Methoden bei den Schülern produziert und an die Antworten, z. B. kuschen, anpassen und ducken?

Schule implizierte ihren Schülern immer schon, dass das Wichtigste im Leben das Lernen sei und das nur die Schule die Möglichkeit besitze, das Wichtige vom Unwichtigen trennen zu können. Das ist ein Teil der Omnipotenz, den sich Lehrer gerne selbst zuschreiben. Natürlich ist Lernen wichtig. Aus meiner Sicht steht davor allerdings das Bestreben eines Individuums, möglichst selbstbestimmt, eigenverantwortlich und wertgeschätzt behandelt werden zu wollen. Eine gute Entwicklung benötigt eine gute Nahrung und keinen Einheitsbrei.

Die Schüler, welche sich an der Bewegung „Fridays for Future“ beteiligen, sind keineswegs unintelligent. Schaut man genauer hin, zeigen Sie sogar eine außergewöhnlich hohe Intelligenz, in dem Sie der Erwachsenenwelt mit zwei Botschaften den Spiegel vorhalten: Einerseits machen Sie deutlich, dass sie als Schüler die globalen Zusammenhänge, die für die Umweltverschmutzung verantwortlich sind, verstanden haben, obwohl es ihnen explizit nicht in der Schule gelehrt wurde. Andererseits fragen Sie die älteren Generationen, warum sie nicht längst schon etwas gegen die Umweltverschmutzung unternommen haben.

Übrigens erfanden sich die Schüler mit ihrer Bewegung „Fridays for Future“ ein völlig neues Unterrichtsfach, welches an Schulen fehlt aber durchaus sinnvoll wäre, es einzuführen: ERLEBTE DEMOKRATIE

Derweil läuft der Lernalltag an der Regelschule unbeeindruckt weiter: Die entsprechenden Themen werden fest in ihre zugehörigen Fächer gepresst – es wird das gelernt, was auf dem Lernplan steht. Spielraum nach rechts, links, oben oder unten gibt es nicht. Zur Erinnerung: Unser Schulsystem besteht zumeist immer noch aus Dingen, die aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts stammen. Aus einer Zeit, in der in Deutschland noch ein Kaiser regierte und in der sich die Idee der Schulen maßgeblich militärorientiert an die Bildung von Jungen richtete.

 

Bulimielernen

Wenden wir uns weiter der eigentlichen Lernmethode zu: Lernen in der Schule ist grundsätzlich, unmittelbar und unausweichlich mit einer „Deadline“ verbunden. Schüler lernen Inhalte, bis diese letztlich in einer Überprüfung abgearbeitet werden, womit wiederum ein Thema abgeschlossen und ein Neues begonnen wird. Böse Zungen bezeichnen diese Lernform auch als „Bulimie-Lernen“. Sie sehen den Kontext darin, dass zunächst etwas in sich hineingestopft wird, sich dort anhäuft und dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder in Gänze von sich gegeben wird. Ist dieser Zyklus überstanden, startet man wieder bei „0“. Es gibt praktisch keinen Lernwert, weil nichts mehr in einem ist bzw. drin bleibt.

Dennoch hält die Schule genau an diesem Prinzip fest. Der Tonus: Lernen, überprüfen, bewerten, abhaken. Damit soll lernen ebenfalls vergleichbar sein, jeder Schüler befindet sich mit seinen Mitschülern in dieser Vergleichbarkeit.

Chancengleichheit

Ein böseres Wort hierfür ist „Konkurrenz“, noch böser wird heutzutage von einem regelrechten „Konkurrenzkampf“ gesprochen. Alle Schüler müssen zu gleicher Zeit über das gleiche Wissen verfügen, welches jeweils in gleichen Prüfungen unter gleichen Bedingungen abgefragt wird. Suggeriert wird eine Chancengleichheit, wobei im folgenden Kontext das Wort „Chance“ irritiert. Gibt es diese Lernbedingungen, unter denen sich Schüler im Rahmen fairer und einheitlicher Voraussetzungen vergleichen können und sind diese gleichfalls für alle Schüler als Chance zu sehen?

Die Schulrealität: Kinder werden in ganz unterschiedlichen Altersstufen eingeschult, einige schon im Alter von 5 Jahren, andere wiederum erst im Alter von 7 Jahren, je nach Grad ihrer „Schulreife“. Auch die kulturelle, religiöse und/oder soziale Herkunft eines Kindes wirkt sich entscheidend auf dessen Chancengleichheit in der Schule aus. Hierzu gibt es etliche wissenschaftliche Studien. Selbst der Vergleich von Jungen und Mädchen endet bei der bitteren Erkenntnis unterschiedlicher Bildungschancen. Eigentlich müsste jeder Leser nun empört sein und sich an den Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes erinnern, der deutlich macht, dass NIEMAND benachteiligt werden darf.

Damit Sie als Leser auch mitkommen: Die Schule sieht sich als größte Sozialisationsinstitution von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen in der Umsetzung der Chancengleichhalt bestätigt, indem sie an ihrem Benotungssystem festhält. Schüler werden mit den Noten 1 bis 6 beurteilt. Es fällt auf, dass es wenig bis keine selbstkritischen Äußerungen, von denen sich an der Basis befindlichen Lehrern gibt, im Gegenteil: Nach wie vor wird sich an diesem Bewertungssystem festgehalten. Dies, obwohl Chancengleichheiten an Schulen – wie o. g. – längst in vielen Studien untersucht wurden und von 99% dieser Studien eher kritisch bewertet werden.

Sicherlich stimmen Sie mit mir überein, dass die Personen, welche für die Gewährleistung der Chancengleichheit an Schulen zuständig sind, Lehrer sein müssten. Dies leitet mich geradewegs zu der Frage, warum Lehrer mit ihrem Knowhow und ihrer Energie ein System unterstützen, welches nachweislich ungerecht ist? Warum erkennen Lehrer nicht die Probleme der Schüler und wirken diesen entgegen?

Lehrer vs. Pädagoge

Lehrer nennen sich gerne auch „Pädagogen“ bzw. widersprechen nicht, wenn jemand sie als einen solchen bezeichnet. Doch müsste man gerade als Pädagoge nicht über das Wissen der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen insbesondere über die individuell ganz unterschiedlichen Entwicklungszustände der Kinder (z. B. körperliche, geistige und soziale Reife) verfügen? Gehört es nicht auch zum pädagogischen Handwerkszeug, z. B. Ungerechtigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und persönlichen Problemen entgegenzuwirken und individuelle Lösungen anzubieten?

Der Begriff „Pädagogik“ ist ein uralter Begriff (ca. 1600 v. Chr. Bis 27 v. Chr.), kommt ursprünglich aus dem altgriechischen und bedeutet so viel wie Knabenführung. Zu dieser Zeit versammelte ein Wissender Knaben um sich, um diese im Leben durch Erziehung und Ausbildung voranzubringen. Mädchen wurden in dieser Zeit von der Bildung ausgeschlossen. Die Protagonisten lebten alle unter einem Dach. Irritierender Weise bezeichnet der Ausdruck ebenfalls einen Sklaven, der die Aufsicht bzw. Erziehung der Knaben übernahm.

Heutzutage bezieht sich das Wort „Pädagogik“ – grundlegend erklärt – eher auf Prozesse, mit denen das Leben etwaiger Klienten in Bezug auf deren Prognosen positiv(er) gestaltet werden soll. Dabei stehen alle Altersklassen und Geschlechter mit deren möglichen spezifischen Problemlagen im Fokus pädagogischer Interventionen, wie z. B. Altersheime, Wirtschaftsbetriebe, spezielle Krankenhäuser, Frauenhäuser, Sportinternate aber auch Kindergärten und Schulen. In letzteren sollte es die Schulsozialarbeit sein, welche die fachliche pädagogische Arbeit umsetzt. Insbesondere, wenn der Dienstherr der Schulsozialarbeit der Schulleiter selbst und nicht die zuständige Kommune ist, sind die Probleme vorprogrammiert.

Leittragende derartiger Auseinandersetzungen sind zumeist die Schüler. Deren Problemvielfalt ist gerade im letzten Jahrzehnt rasant angestiegen. Von Mobbing, über ADS bzw. ADHS bis hin zur Schulverweigerung ist das Spektrum einer möglichen pädagogischen Intervention groß. Gerade für diese Aufgaben sind geschulte (Sozial)Pädagogen spezialisiert, sofern sie die Schule auch machen lässt. Häufig sehen es die jeweiligen Klassenlehrer als „ihr Revier“ an und doktern – mehr oder weniger erfolgreich – an den Problemen der Schüler herum. Mit wenig fachlichem Knowhow, wenig Wissen über Gesprächstechniken und Entwicklungspsychologie und wenig Zeitkontingent machen sie sich an die Arbeit. Die Ergebnisse in Bezug auf Problemlösungen fallen dabei eher übersichtlich aus.

Fachlich betrachtet können Lehrer derartige Aufgaben auch gar nicht übernehmen. Der Grund hierfür ist einfach: Pädagogen und Sozialpädagogen haben ihr Wissen durch ein entsprechendes Studium erworben und dürfen sich – entsprechend ihrer jeweiligen Zertifikate – auch „Pädagogen“ oder „Sozialpädagogen“ nennen. Lehrer hingegen studieren ihre Lehrfächer und haben im Rahmen ihrer Studiengänge auch das Fach „Pädagogik“. Die Zeiteinheit, welche Lehrer mit dem Fach „Pädagogik“ verbringen, ist vergleichbar mit der Zeiteinheit, mit der sich z. B. Sozialpädagogen mit dem Fach „Jugendrecht“ befassen. Kein Sozialpädagoge nennt sich deshalb aber „Jurist“ oder „Jugendstrafrechtler“, Lehrer nennen sich aber „Pädagogen“. Das Problem hierbei ist, dass der Begriff „Pädagoge“ nicht rechtsgeschützt ist und sich jeder, der mit Kindern und/oder Jugendlichen arbeitet, „Pädagoge“ nennen dürfte.

Das Selbstverständnis von Lehrern

Nachdem Sie nun tapfer alle meiner bisherigen Überlegungen gefolgt sind, fragen Sie sich bestimmt jetzt: so what? Was – zum Teufel – soll das nun alles bedeuten und was hat das nun alles mit der Schule zu tun und mit den Problemen vieler Schüler heutzutage?

Meine These: Es geht – egal wo man mit den Problemen der Schule konfrontiert wird – generell um das Selbstverständnis der Lehrer. Lehrer fühlen sich nicht nur als „Pädagogen“, sondern z. B. auch als „Streitschlichter“, „Mobbingbeauftragte“ oder „Elternersatz“. Nicht, dass sie es wären… nein, sie glauben, sie wären es.

Obwohl ich mir eigentlich vorgenommen habe, hier bewusst auf die Nennung von Literatur zu verzichten, mache ich es doch. Grund hierfür ist, dass die Quelle der ausgesuchten Literatur selbst aus dem Kreis von Schule und Lehrer stammt. Dabei geht es um ein Thema innerhalb der Schule, welches ich hier bewusst – zugunsten der Literatur – ausgespart habe: Mitverantwortung von Schülern. Sie kennen das: Klassen- und Schülersprecher. Schüler wissen: Alles Pseudoaktionen der Lehrer. Nach Außen hin soll es heißen: Seht her, wir nehmen unsere Schüler und deren Meinungen ernst. Nach innen hin heißt es aber: Schüler, höre und gehorche.

Zu dieser Mitverantwortung in der Schule gibt es eine Weiterentwicklung, deren Ursprung die USA ist: Ich spreche von der Mediation, bzw. hier der „Peer“-Mediation. Grob gesagt handelt es sich hierbei um eine Methode der Streitschlichtung, bei der explizit ausgebildete Schüler anderen Schülern helfen, Streitigkeiten nachhaltig beizulegen. Innerhalb meines Studiums hatte ich das Glück, eine solche Peer-Mediation zusammen mit einer Kommilitonin an einer Realschule im Ort zu implementieren. Darüber habe ich i. d. F. auch meine Diplom-Arbeit geschrieben. Interessant hieran war, dass wir von den Lehrern, als wir uns und unseren Plan vorstellten, ein „Standing-Ovation“ erhielten, die gleichen Lehrer aber später die Durchführung der Implementierung boykottierten.

Nun also zur Literatur. Es ging um das Selbstverständnis der Lehrer: Wie sehen sie sich selbst? Die Literatur: „Mediation an Schulen – Eine bundesdeutsche Evaluation“ von Behn & Co aus dem Jahr 2006. Die Studie aus dem Buch ist also schon ganze 14 Jahre alt, befindet sich mittlerweile also im Teenageralter, ist aber aktueller, denn je. Das Kapitel „Methode“ beschäftigt sich damit, u. a. das Schülerbild bei den Lehrern transparenter abzubilden. Unter dem Punkt „Rolle der Lehrer/innen“ heißt es auf der Seite 75 nur knapp und kurz: „(…) Mediation an der Schule erfordert die Reflexion und ggf. Veränderung des Selbstverständnisses von Lehrer/innen“. (ebd., S. 75)

Zum Setting der Studie ist zu erwähnen, dass 1455 Schulen bundesweit angeschrieben wurden und davon annähernd 40%, also 574 Schulen, Rückmeldungen gaben. Davon hatten 262 Schulen von 100 bis 500 Schüler und 189 Schulen 500 bis 1000 Schüler. 61 Schulen hatte über 1000 Schüler, 62 Schulen hatten weniger als 100 Schüler. Diese Zahlen dienen dazu, die Aussagekraft dieser Studie darzustellen.

Zurück zum Selbstverständnis der Lehrer. Diesbezüglich fasst die folgende Rückmeldung einer Lehrerin den Grund zusammen, warum an deren Schule die Schulsozialarbeit (also die eigentlichen Pädagogen) nicht an der Implementierung der Peer-Mediation mitarbeiten sollten. Sie erklärte, „…dass die Entscheidung über eine Inanspruchnahme der Schulsozialarbeit von der Offenheit oder Verschlossenheit der jeweiligen Lehrer/innen abhängt, die jedoch generell viel zu wenig Erziehungsgeschichten und solche Sachen an ihn (den Schulsozialarbeiter, Anm. d. Verf.) abtreten. Weil sie sagen: Ich bin der Lehrer, das gehört zu meinem Aufgabenbereich mit dazu. Das kriege ich alleine gehändelt.“ (ebd., S. 107)

Die Ansicht vieler Lehrer, alles alleine schaffen zu können, spiegelt sich auch im folgenden Zitat einer Lehrerin: „Ich denke, das hat mit der Lehrerrolle zu tun. Dass die Erwartungen hier in Deutschland so sind, dass der also omnipotent sein muss, dass der ein hervorragender Fachmann sein muss, dass der ein hervorragender Didaktiker sein muss, dass der ein ausgezeichneter Pädagoge und Psychologe und Organisator und was weiß ich nicht alles. Ich denke, dass die meisten Lehrer das auch für sich verinnerlicht haben.“ (ebd., S. 124)

Grundsätzlich war dieses Projekt auch insofern für einige Lehrer erkenntnisbringend, als dass sich ihr Bild auf die Schüler geändert hat. Hierzu folgendes Zitat einer Lehrerin: „(…) dass insbesondere die nicht beteiligten Lehrer/innen ein neues Bild von den Schüler/innen (…) bekommen. Sie sehen Fähigkeiten an ihnen, die sie ihnen vorher nicht zugetraut hätten, und können ein vorhandenes, möglicherweise defizitorientiertes Bild revidieren.“ (ebd., S. 232). Hierzu muss erklärt werden, dass Schule im Kontext von Konflikten und Schüler grundsätzlich auf Sanktionen setzt, sich also zutraut, zu jeder Zeit den „Schuldigen“ zu finden. Dementgegen setzt die Streitschlichtung bewusst nicht auf „schuldig“ oder „unschuldig“, sondern auf Mitverantwortung. Voraussetzung zum Gelingen eines derartigen Projektes ist es also, den Adressaten auch zuzutrauen, eigenverantwortlich handeln zu können.

Die eigentliche Botschaft, die von der Mediation ausgeht, ist: Dort, wo Sanktionen als Methode gegen Streitigkeiten eingesetzt werden, wird der Mitverantwortung die Luft entzogen. Entscheidend ist das Selbstverständnis der Lehrer und ihr Blickwinkel auf die von ihnen abhängigen Schüler.

Ein letztes Zitat, setzt sich mit den Prinzipen der Mitverantwortung im Kontext der Prinzipien der Schule auseinander: „Mediation setzt auf die Prinzipien der Freiwilligkeit, Gleichberechtigung und Selbstverantwortung. Schule ist von Schulpflicht und klaren Hierarchien zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen geprägt. Selbstverantwortliches Lernen ist zwar zunehmend in pädagogischen Konzepten verankert, dennoch liegen Schulfächer, Lerninhalte, Arbeitszeiten und -formen weitgehend nicht in der Verantwortung und Entscheidungsbefugnis der Lernenden.“ Weiter heißt es: „Eine Schulsozialarbeiterin beschreibt, Mediation und Schule mit Blick auf die Hierarchie zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen als „gegenläufige Prinzipien“.

Soviel also zur Literatur und den von mir angefügten Zitaten, die Hauptsächlich von Lehrern stammen. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass diese Studie mittlerweile 14 Jahre alt ist. Fragen Sie sich selbst: Von welcher Schule weiß ich, dass sie eine explizite Mitverantwortung ihrer Schüler nachhaltig implementiert hat. Sie werden feststellen: In der Regel wird dies keine Schule betreffen. Die, welche es betrifft, ist eher die Ausnahme. Jetzt kennen Sie auch den Grund dafür, dass Schüler so wenig Mitspracherecht haben. Auch wissen Sie jetzt, dass Schüler für Dinge verantwortlich gemacht werden, für die sie keinerlei Verantwortung tragen.

Schule macht Kinder krank

Nach all dem, was ich hier also an Gedanken über die Schule und über Lehrer zusammengebracht habe, sollte hervorgehen, warum immer mehr Schüler unter der Schule, unter ihren Mitschülern und unter ihren Lehrern leiden. Geben Sie mal bei Google „Schule macht Schüler krank“ ein. Wundern Sie sich nicht, über die vielen Nennungen, z. B. von der Süddeutschen Zeitung, dem Magazin „Geo“, der Internetplattform „focus.de“, der „Heinrich-Böll-Stiftung“ oder der Internetplattform „news4teachers“.

Meine Arbeit als Vertreter eines Jugendamtes in Norddeutschland ist, dass Kindeswohl gem. Artikel 6, Absatz 2 des Grundgesetzes, sowie Familien, Kindern und/oder Jugendliche in Problemsituationen zu beraten und zu helfen. Hierbei fällt mir auf, dass sich die Schulverweigerungen bei Kindern und Jugendlichen häufen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Man muss allerdings kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass Schule einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Probleme hat. Viele Schüler verzweifeln einfach über die Themen „Gleichberechtigung“, „Chancengleichheit“ und „Selbstverantwortlich“.

In gewisser Weise ist es häufig die Schule selbst, die dem Wohl der Kinder entgegensteht, da sie oft nicht in der Lage ist, dass körperliche und seelische Wohl der Kinder zu schützen. Genau dieser Maßstab wird zur Abwehr einer Kindeswohlgefährdung durch das Jugendamt angelegt. Lehrer wurschteln so lange am Wohl eines Kindes, bis sie an ihre Grenzen stoßen. Erst dann rufen Sie um Hilfe und erwarten, dass z. B. das Jugendamt als ihr „verlängerter Arm“ ihre vorherige, eher unfachliche Arbeit fortsetzt. Ganz häufig resultiert aus diesem Vorgehen der Lehrer aufseiten des Jugendamtes eine große Irritation, da deutlich wird, dass Lehrer überhaupt keine Vorstellung von der Arbeit des Jugendamtes haben, sich aber auch nicht dafür interessieren.

Thema: selbstorganisiertes Lernen

Meine Tochter hat übrigens inzwischen ihr Abi geschafft und studiert an der Universität einer Großstadt in der Nähe. Dabei stieß sie auf ein weiteres Problem, welches ihr in der Schule nicht bewusst gemacht wurde: Eigenverantwortliche Organisation des Lernens. Eigentlich – so sollte man meinen – müssten gerade die Gymnasien daran interessiert sein, ihren Schülern dieses Handwerkszeug mitzugeben. Vor Ort haben wir zwei Gymnasien, die unabhängig voneinander agieren. Ein eher elitäres und ein eher bürgerliches. Beide „Bildungsinstitutionen“ schaffen es nicht, ihre Schüler mit diesem notwendigen Knowhow auszustatten. Für das Thema „Lernen, wie man lernt“ findet sich im Alltag diverser anderer Lerninhalte einfach keine Zeit.

Mein Fazit

Ich konstatiere für mich: Ich habe heutzutage mehr Respekt vor den Schülern als vor den Lehrern. Die Schüler müssen in die Schule, die Lehrer können sich – vorab – ihre Studieninhalte und – danach – ihren Arbeitsplatz aussuchen. Natürlich habe ich auch Respekt vor der Arbeit von Lehrern. Die gestiegenen Klassengrößen, der straffe Lehrplan, die sich ständig verändernden Schüler einschließlich derer Probleme, die gestiegene Klagelust der Eltern, usw. Allerdings ist das eben der Job und ganz ehrlich: Jeder Job bringt so seine Tücken und Probleme mit sich, insbesondere Jobs, bei denen Menschen im Fokus der Hilfe stehen. Lehrer sind allerdings erwachsen und es gibt etliche Wege auf der Suche nach Lösungen und/oder Alternativen. Für Schüler gibt es das nicht.

Das Schüler immer mehr unter der Schule und ihren Lehrern leiden, ist ein Fakt. Ich wünsche mir sehr, dass der Druck von Eltern und Schülern gegenüber der Schule größer wird und die Schule selbstkritischer auf ihre Inhalte, Lernmethoden und Ergebnisse, sowie auf einen durch Wertschätzung und Respekt geprägten Umgang mit den Schülern schaut. Noch besser fände ich es, würden sich auch Lehrer dazu verpflichtet fühlen, ihre Sichtweisen und ihren Frust regelmäßig „nach oben“ weiterzugeben.  Die Anfangsfrage, ob in der Schule ein für das Leben geeignetes und notwendiges Lernen möglich ist, kann nur mit einem „Nein“ beantwortet werden. Allein der Wissensverlust während und nach der Schule ist enorm (Stichwort: Bulimielernen), dass Allgemeinwissen selbst von Abiturienten erschreckend schlecht. Rückmeldungen aus der Wirtschaft bestätigen diese Ansichten. Hinzu kommt der psychische und seelische Stress aufseiten der Schüler, welcher sich immer häufiger auch in den häuslichen Bereich (Elternhäuser) schleicht und dort unheilvoll entlädt.

Schule muss sich ändern. Das Selbstverständnis der Lehrer, alles können und machen zu wollen, ebenfalls. Wir benötigen keine angepassten Kinder, die gelernt haben, sich zu ducken und zu kuschen, wenn es schwierig wird. Wir brauchen kreative, offene, intelligente und selbstverantwortliche Kinder. Ich wünsche mir eine lebendige Schule, auf die Kinder gerne gehen und die Kindern den „Bock“ aufs Lernen zurückgeben. Jedes Kind hat mindestens ein Talent, kann und weiß etwas. Wir brauchen Lehrer, die ihren Auftrag verstehen, ernst nehmen und sich Hilfe holen, weil sie ihre Grenzen erkennen. Schule muss Kind- und Jugendgerecht konzipiert sein, dann benötigen wir auch keine Zwang, weil jedes Kind und jeder Jugendliche gern und freiwillig lernt.

2 Kommentare zu „Schule – Lernen unter Zwang“

  1. Der Artikel wirft Fragen auf. Vorab, ich habe von Pädagogik keine Ahnung, dafür aber ein mehr als gerütteltes maß Lebenserfahrung. Es wird z.B. der Zwang moniert. Ja Schule ist Zwang, und ja der Unterricht kann sehr lange werden 38 Stunden und mehr. Ist denn das so falsch? Ich behaupte mal nein. Das Leben ist keine Spaßgesellschaft, dank der Globalisierung steigt der eistungsdruck, es wird immer mehr Durchhaltevermögen gefordert. Stimmt der Lehrsatz „für das Leben lernen wir, nicht für die Schule“ dann wäre es also genau der richtige Weg die Kinder durch Druck auf den folgenden noch höheren Druck vorzubereiten.

    Es wird auch gesagt der Zwang zur Klassengemeinschaft ; prinzipiell das Gleiche in grün. Man lernt entweder sehr schnell „Nein“ zu sagen oder man wird einfach vereinnahmt und letzendlich später verheitzt. Ich für meinen Teil habe mich immer geweigert. Irgendwann wurde ich dann von so einem Psychoonkel angesprochen warum ich mich weigere mich brav in die Freundesgemeinschaft der Klasse einzufügen. meine Antwort war sehr simpel : Ich suche mir meine Freunde aus, aufzwingen lasse ich mir keine. ich handle sozial, lasse mich aber nicht als Herdenvieh durchs Gatter treiben. Warum ? An dieser Schule wird ein freier Geist gelehrt, ihre Haltung zur „Gemeinschaft“ kontakariert alles.

    Was den Übergang Schule / Uni angeht : da sieht man mich Lächeln. früher war die uni nicht ansatzweise so verschult wie heute, wenn sich die Kinder heute also beklagen ; ja Herr im Himmel, zu wenig Druck in der Schule, dann wären sie selbstständiger.

    Worauf ich hinaus will : Dieser Druck lehrt Menschen selbst unter widrigsten Umständen aufrecht zu stehen, Überzeugungen zu leben, sich durchzusetzen, größte Langeweile auszuhalten und wenn es sein soll auch komplette Sinnlosigkeit zu ertragen. kurz das was einem alles an „Nettigkeiten“ im späteren Leben bevorsteht.

    Eine weder pädagogisch erworbene Weltsicht noch sonst etwas. Nur einfach eine Erfahrung und Überlegung die vermutlich am Thema vorbeigeht weil sie es getroffen hat.

  2. Hallo

    das ist ein Aufsatz von Dir, der nicht einem Zug durchgelesen und beantwortet werden kann.
    Leider erinnern mich einige Deiner Gedanken – an meine Schulzeit und an Lehrkräfte, die
    die den falschen Beruf gewählt hatten.

    Wir haben jetzt Corona und plötzlich ist alles anders.
    Kinder sollen am PC lernen und der Unterrichtsstoff kann mit der Hilfe der Eltern erarbeitet werden. Ich darf mich nicht mit den Artikel der Schulbehörde beschäftigen und was plötzlich alles möglich ist.
    Natürlich ist eine “ Schulreform “ dringend notwendig.
    Wenn ich nur darüber nachdenke, was sich in meinem beruflichen Lebensweg alles geändert hat – nicht nur in der Aus- und Fortbildung.

    Die Schule oder die Bildungseinheiten unseres Landes, da läuft einiges nicht richtig rund.
    Wer als Schüler/Schülerin in“ normalen Zeiten eine 40 Stunden Woche „in der Schule hat und
    dann noch Schularbeiten erledigen soll.

    Da frage ich mich schon, wo bleibt bei den Kindern die Freude am Spiel, der Sport,
    die Freundschaften, usw.
    Bildung ist wichtig.
    Aber auch die Nachfrage, ist alles wirklich nötig um im Leben erfolgreich im Beruf zu sein?
    Was habe ich alles gelernt und was davon war wirklich nötig?

    Ich vergleiche es mit dem Studium der Kampfkünste.
    Was lerne und übe ich alles.
    In der Selbstverteidigung ist meine geistige Einstellung, einige wirkungsvolle Techniken,
    meine Intuition und natürlich die Fitness entscheidend.

    Die Schule soll die Kinder für das Leben vorbereiten.
    Ob die Schule diese Aufgabe erfüllt?
    Nach meiner Erfahrung leider nicht.

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