History

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Nach Ansicht vieler Fachleute tragen Medien wie Kino, DVD, Video und Fernsehen die größte Verantwortung für das Zerrbild des Kampfsportes und der Selbstverteidigung in der Öffentlichkeit. Nach ihrer Meinung gäben die so genannten „Eastern“, also Kung-Fu- und Karate-Filme, ein völlig falsches Bild der Kampfsportarten wieder und ließen das eigene, europäische Erbe in Vergessenheit geraten. Sie würden der westlichen Welt die Überlegenheit der fernöstlichen Art zu Kämpfen vermitteln, häufig werde die eigene, europäische Kampfkünste selbst von Europäern als technisch minderwertiger angesehen.

Aber auch die westlichen Action- und Abenteuerfilme (Alexander, Herkules, Troja, der Gladiator, usw.) hinterlassen im Bezug auf die europäischen Kampfkünste kein realistisches Bild, da die europäischen Kampfkünste tatsächlich den fernöstlichen mindestens ebenbürtig gewesen seien. Auch hier würde nicht mit roher Gewalt und plumpen Bewegungsabläufen gearbeitet, sondern mit wirkungsvollen und effektiven Techniken, eingebunden in kunstfertigen, eleganten aber auch technisch ausgereiften Bewegungen.

Ursprung der Kampfkünste

„Die meisten Fachleute, aber auch Laien würden kaum einen Augenblick zögern und Asien (China, Japan, Korea o.ä.) als Wiege der Kampfkünste angeben. Aber stimmt das wirklich? Hatten wir Europäer nicht auch unsere Helden, Kämpfer und Ritter?“ Diese Aussage von Sifu Kernspecht in seinem interessanten Buch „Vom Zweikampf“ macht deutlich, wie stark wir uns an das Bild der Medien orientieren und wie wichtig es auch (oder gerade) für Fortgeschrittene und Meister ist, sich wirklich gut zu informieren.

Die Wiege aller Kampfsportarten befand sich nach Ansicht vieler Experten und im Gegensatz zur allgemeinen Meinung in Ägypten. Dort zeigen Hieroglyphen der ägyptischen Pyramiden schon Kämpfer vor ca. 6000 Jahren, die Kampftechniken benutzten, welche sehr dem heutigen Ringen und Boxen ähneln. Laut verschiedener Ansichten, so z. B. auch Mas Oyama, Oberhaupt des Kyokushinkai-Karate, wurden die Methoden und Techniken dieser Kampfarten über Kreta nach Griechenland gebracht. Die Kämpfe waren grausam und wurden zumeist auf Leben und Tod ausgetragen. Die damalige KK, in der kaum etwas verboten war, nannte man Pankration (griechisch Allkampf, Gesamtkampf).

Die Rolle Alexander d. Großen

Vor fast 3000 Jahren gab es bereits eine große Gruppe professioneller Kämpfer, die im realistischen Vollkontaktkampf ohne Schutzausrüstung vor einem Publikum kämpften. Um 372 v. Chr. brachte der Welteroberer Alexander d. Große Pankration – zum Zweck der Truppenunterhaltung – nach Indien. Dort mischte sich der Stil im Laufe der Zeit mit indischen Yoga-Praktiken. Bodhidharma (indischer Königssohn) brachte ca. 520 nach Chr. den Buddhismus nach China. Der Legende nach gab er sein Wissen den Mönchen im berühmten Shaolin-Kloster in Honan weiter, die er in einer schlechten körperlichen Verfassung vorfand. Um die Mönche auf die meditativen Anforderungen des Buddhismus vorzubereiten, entwickelte Bodhidharma die so genannten 18 Mönchs-Box-Übungen, welche mehr aus meditativen Übungen als tatsächlichen Kampftechniken bestanden.

Später wurden die Box-Übungen von anderen Meistern zuerst auf 72, dann auf 170 Techniken erweitert. Hieraus entwickelten sich die verschiedenen Kung-Fu Tierstile (z. B. Schlange, Tiger, Kranich), woraus sich wiederum im Laufe der Zeit unzählige weitere Kung-Fu Stile entwickelten. Das Pankration gilt als Vorgänger der europäischen, mittelalterlichen Kampfstile, welche Anfang des 16. Jahrhunderts populär wurden, die Mönchsboxtechniken gelten als Vorgänger vieler moderner asiatischer Stile, wie z.B. Kung-Fu.

Die Entwicklung in Deutschland

Die europäische Geschichte der KK setzt nach dem in Vergessenheit geratenen Pankration-System erst wieder im frühen Mittelalter ein. In Deutschland findet sich der erste, schriftliche Beleg für eine Kampfkunst in dem von A. Talhoffer 1443 veröffentlichten „Fechthandbuch“. 1491 brachte Hans von Speyer eine Reihe von Fecht- und Ringkampflehren im südwestdeutschen Raum zu Papier. 1520 erschien A. Dürers Buch „Das Ringen im Grübelein“ über bürgerliche Selbstverteidigungstechniken in Deutschland. 1539 erläutert Fabian von Auerswald anhand von 85 Holzschnittillustrationen von Lukas Cranach d. Ä. (oder einem seiner Schüler) auf 46 Blättern den Ringkampf im Nachschlagwerk „Die Ringkunst des Fabian von Auerswald“.

Die Entwicklung der Kampfkünste in Deutschland kam mit der Erfindung des Schießpulvers und der damit verbundenen Einführung von Schusswaffen zum Stehen. Aus Sicht der eher analytisch und praktisch veranlagten Deutschen wurden die Kampfkünste als Kriegsmittel mit der Einführung dieser Distanzwaffen untauglich. In den traditionsbewussten asiatischen Ländern, wie z.B. in China und Japan, wurde das Erbe der Kampftechniken jedoch weiterhin kultiviert.

Die neuzeitliche Entwicklung der Kampfkunst

In Frankreich wurde 1820 das französisches Hand- und Fußboxen Savate konzipiert. Jigoro Kano gründete 1882 im Alter von 22 Jahren sein eigenes System aus dem Jiu-Jitsu und nannte es zunächst Kodokan-Judo – später Judo. 1906 unterrichtete Erich Rahn erstmals in Deutschland Jiu-Jitsu, 1912 begann Karate in Japan populär zu werden und 1949 entstand das Aikido in Japan. Der Beginn der koreanischen Kampfsportart Taekwon-Do (entstand ursprünglich aus dem Karate) kann auf das Jahr 1955 datiert werden und Bruce Lee begann 1959 sein Jun-Fan Gung-Fu in Seattle zu unterrichten. 1969 entwickelten Gresch und Heim in Deutschland aus dem Karate, Judo und Aikido das Ju-Jutsu des heutigen DJJV und 1970 wurde aus dem Karate in den USA das Kick-Boxen entwickelt.

Es ist unbestritten, dass Ägypten als die Wiege der KK bezeichnet werden kann. Weiterentwickelt und in Griechenland unter dem Namen „Pankration“ bekannt, trat sie ihren populären Siegeszug über Indien nach China und Japan an. In Deutschland gab es weit vor der Entwicklung von Judo, Karate und Aikido ebenbürtige Selbstverteidigungssysteme, die ihren Platz hatten, leider jedoch in Vergessenheit gerieten.

Letztlich bleibt der Hinweis, dass fast jedes Land dieser Erde – unabhängig voneinander – irgendwann ein Kampfsystem entwickelte, es aber gewollt oder ungewollte nicht oder erst später publizierte. Das sich die Systeme untereinander dennoch – mitunter stark – ähneln, hat etwas damit zu tun, dass letztlich immer nur mit den Händen geschlagen und mit den Füßen getreten wird. Auch Würfe, Würger und Hebel funktionieren alle unter den gleichen Prinzipien. Die größten Unterschiede in den Systemen rühren wahrscheinlich von den geografischen Beschaffenheit der jeweiligen Gegenden ab. So ist z. B. in Gegenden mit einer sumpfigen bzw. morastigen Bodenbeschaffenheit die Beinarbeit zentral.

1 Kommentar zu „History“

  1. Du machst Dir wirklich viel Mühe.
    Ein Artikel der sehr ausführlich alles von verschiedenen Seiten beleuchtet.

    Was ich angefügt hätte, die waffenlose Selbstverteidigung hat nie die große Rolle gespielt,
    wie es uns von Kampfsportlern gerne vermittelt wird.
    Nehmen wir die römische Armee oder die Legionen die vom Bürgerheer zum Berufsheer umgebildete wurden.
    Sie waren die Grundlage für die Eroberung der Römer und das Weltreich das Rom einmal beherrschte.

    Lese ich Einzelheiten über die Ausbildung der römischen Legionen, vieles ist verloren gegangen,
    aber waffenlose Selbstverteidigung da finde ich nichts.
    Daher obwohl es den Kampfsportlern vielleicht nicht gefallen wird, jede Auseinandersetzung,
    nehmen wir Afghanistan wird durch Waffen entschieden.
    Durch Soldaten oder gut ausgebildete Stammeskrieger die perfekt gedrillt sind. Ihre Waffensysteme beherrschen.

    Selbst beim G 20 Gipfel in Hamburg, waren die Ausschreitung perfekt geplant, der “ schwarze Trupp “
    hervorragend ausgebildet und die Polizeikräfte öfters sehr hilflos.
    Aber Techniken aus den Kampfsport-Arten, da wurden andere Mittel eingesetzt.

    Wenn ich ansehe, was in einem Selbstverteidigungs-Kurs angeboten wird.
    Da ist die mentale Vorbereitung , das Erkennen und Vermeiden der Gefahr, wichtiger als einige Techniken aus den Kampfsport-Arten.
    Dann hat sich die Einstellung in Deutschland leider gewandelt.
    Früher hat man sich geschlagen, lag der Gegner am Boden hörte man auf.
    Heute möchte ich meine Tageszeitung bald nicht mehr lesen.
    Da werden Menschen vor den Zug gestoßen, Messer immer öfter eingesetzt,
    oder der Tag der Schande für Köln
    .
    In der Silvesternacht hätte den Frauen, welche Selbstverteidigung gegen die Männer- Massen helfen sollen?
    Die Polizei die in Köln in der Silvester-Nacht eingesetzt war, die war überfordert und hilflos.

    Daher was schlägst Du vor?
    Sai-Fon ist eine Martial Arts und bestimmt gebt Ihr auch SV- Kurse.

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