Die Kampfkunst „Kali“

Geschichte_Kali

Auf den philippinischen Inseln existieren mehr als 100 verschiedene Kampfkünste, die entweder nach ihren Regionen, ihren charakteristischen Eigenschaften oder ihren Entwicklern benannt wurden. Durch die unterschiedlichen Sprachen haben viele dieser Stile in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Namen. So ist das Kampfkunstsystem „Kali“ in einigen Regionen, wie z.B. auf der Insel Cebu, unter dem Namen „Escrima“ und im Norden als „Arnis“ bekannt.

Der Begriff

Der Begriff Kali wird eher auf der mittleren Inselgruppe benutzt. Es gibt keine einheitliche Definition, die wahrscheinlichste ist jedoch die, dass sich das Wort Kali aus zwei Teilen zusammensetzt: Ka steht für „camot“ und bedeutet „Hand“, Li für „lehok“ und bedeutet „Bewegung“. Kali kann demnach entweder als „sich bewegende Hand“ oder einfach als „Handbewegung“ übersetzt werden. Der Begriff Escrima wird von „esgrima“, dem spanischen Wort für Fechten oder Fechtkunst abgeleitet. Arnis stammt von dem spanischen Wort „arnés“ und bedeutet Harnisch, Schutz oder Rüstung. Kali, welches Autor Dr. Gunnar Siebert in seinem Buch „Arnis, Escrima, Kali“ auch als „die Faszination der wirbelnden Stöcke“ bezeichnet, ist die bekannteste Kampfkunst auf den Philippinen. Das System besteht aus Tritt-, Schlag-, Hebel-, Block-, Greif-, Entwaffnungs- und Wurftechniken. Charakteristisch für das Kali ist allerdings der Umgang mit Waffen, wie z.B. Messer und Stock. Die Stöcke bestehen aus Rattan, einer Schilfpalmenart, die bis zu 100 m lang werden kann.

Geschichte

Die eigentliche Geschichte des Kali beginnt ca. 200 v. Chr. Zu dieser Zeit brachten die malaiischen Stämme die Techniken des Tjakalele, einer indonesischen Urform des Kali, auf die philippinischen Inseln. Da die Malaien außerdem über geschmiedete Waffen verfügten, bereicherten sie damit die philippinischen Kampfkünste, die zu dieser Zeit eher aus waffenlosen Techniken und dem Umgang mit Pfeil und Bogen bestanden.

Um 1200 n. Chr. eroberten chinesische Soldaten in der Ming-Dynastie die philippinischen Inseln. Dabei machten die Chinesen z. T. blutige Bekanntschaften mit den philippinischen Kämpfern, die den chinesischen Soldaten mit ihren Stöcken und Schwertern manche Niederlage zufügten. Die chinesischen Einwanderer brachten auch das Kuntao, der heutige philippinische Hand- und Fußkampf, zu den Philippinen. Durch den Einfluss verschiedener Kulturen, durch Erfahrungen in vielen Kämpfen und durch genaue Studien, formten sich in den nächsten Jahrhunderten die philippinischen Techniken langsam zu einem geschmeidigen, ästhetischen, präzisen und extrem wirkungsvollen System. Von den Spaniern übernahmen die Philippinos die Kunst, mit Schwert und Dolch zu kämpfen und entwickelten daraus die so genannten „espada y daga“ – Techniken, d. h. Schwert- und Dolchtechniken.

Im 16. Jahrhundert erfreute sich das Kali unter spanischer Besatzung sowohl bei den oberen als auch bei den unteren Schichten einer enormen Popularität. Die einfachen Philippinos benutzten das Kali nicht nur aus Gründen der Selbstverteidigung, sondern auch zur Unterhaltung. Ebenfalls wurde es zur Bereinigung von Differenzen untereinander eingesetzt oder um festzustellen, wer über die besten Techniken verfügte. 1767 verboten die Spanier den Philippinen die Ausübung der Kampfkünste, da ihnen diese mit der Zeit zu gefährlich wurden. Sie versuchten die philippinische Kultur systematisch über Bücherverbrennungen und dem Verbot der Benutzung des einheimischen Alphabetes zu zerstören. Heimlich erhielten sich die Philippinen Teile ihrer Kultur, indem sie z. B. Bewegungsabläufe aus dem Kali nun tänzerisch mit einer besonderen Kleidung ausführten, auf der das philippinische Alphabet als Verzierung aufgenäht war, was den Besatzern nicht auffiel. Außerdem perfektionierten die einheimischen Bewohner ihre Techniken insgeheim im Dschungel. Die daraus resultierenden Techniken wurden fast ausschließlich an Familienangehörige weitergegeben, daher existieren so gut wie keine Aufzeichnungen.

Die Neuzeit

Der älteste noch existierende Club auf den philippinischen Inseln wurde 1932, anfangs als Geheimbund, gegründet. Nach der philippinischen Unabhängigkeit 1946 änderte sich die Bedeutung des Kali. Das System wurde nur noch in den einzelnen Familien hinter verschlossenen Türen trainiert und so gut wie nie in die Öffentlichkeit getragen. Nur einige ältere Meister halfen, dass Wissen über Kali für die Außenwelt zugänglich zu machen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

2 Kommentare zu „Die Kampfkunst „Kali““

  1. ich hätte mich gefreut, wenn der Autor mit einigen Zeilen die philippinische Kampfsport-Art Kali näher erklärt hätte.
    Datu Dieter Knüttel – Deutscher Arnis Verband e. V. – lernte das Combat-Arnis von Cui J. Brocka das seit 1979 in Deutschland trainiert wurde durch durch den Karate- Meister:
    H-D. Rauscher ( DAKO ) Freiburg im Breisgau.
    Bei einem Lehrgang in Freiburg übte ich nicht nur unter der Aufsicht von Brocka, sondern
    auch mit Knüttel, ..
    Combat Arnis ist eine philippinische Stockkampf-Art , bei der zuerst mit dem Stock und dann mit verschiedenen anderen Waffen geübt wird. Das Training ohne Waffen wird zu einem späteren Zeitpunkt unterricht.

    Die Kurzstöcke sind die ersten Waffen, mit denen das Combat- Arnis Training beginnt, ca. 60 cm lang, aus Rattan oder speziellem Holz.
    Dieses Training unterscheidet sich von den waffenlosen Kampfsport- Arten gewaltig,
    da zuerst der Körper in 12 Zonen oder Angriffspunkte eingeteilt wird, da dort ein Treffer sofort eine Wirkung erzielen sollte.
    Die ersten Übungen des Schülers sind dieser 12- Zonen- Drill, Angriff und Abwehr mit dem Stock.
    Danach die ersten Abwehr und Entwaffnungs-Techniken des Stocks.
    Ob Hans-Dieter Rauscher, nach dem tödlichen Unfall von Cui Jackson Brocka im Jahre 1984, jetzt Stil-Meister ein Buch über Combat- Arnis verfaßt hat?
    Vieles in ähnlicher Art findet sich in
    “ Modern Arnis “ The Filipino Art Of Stick Fighting, by Remy Presas,- Ohara –
    dieses Buch stellt die Techniken vor, von denen einige unterrichtet wurden.
    Combat – Arnis wird in der Kampfkunst- Akademie in Freiburg, von H-D. Rauscher unterrichte und in seinem Verband.

    Leider bin ich nie über die Stufe eines Anfängers hinausgekommen, in unserem Verein
    wollten alle Schüler nur Kick-Boxen machen.
    Dieser Beitrag stellt die “ ältesten philippinischen Stock-Kampf -Arten “ in Deutschland vor.

  2. Ist dieses Thema von Dir aus abgeschlossen?
    Oder stellst Du mit einigen weiteren Zeilen den Stil vor, der Grundlage für Deine Erfahrungen mit den philippinischen Kampfsport-Arten ist?

    Vor wenigen Tagen habe, ich von Thorsten Isringhausen & Bernd Höhle,
    Kali Concepts Band 1 erhalten.
    Bin mit allem nicht zufrieden, da bin ich vom Combat Arnis eine andere Aufteilung des Grundwissens für Schüler gewohnt.
    Aber einiges neues habe ich gefunden.

    Gut die Waffenkunde, die nicht nur die normalen Waffen vorstellt.
    Sondern auch das Messer in Kreditkartengröße, das deutlich macht, wenn ich nicht
    vorher aufmerksam bin, ist es zu spät.

    Was mir im Buch fehlt ist eine Grundlage, wie teile ich den Körper in Angriffsziele ein und
    die Angriffstechniken danach in Nummern.

    Vielleicht findest Du im Urlaub die Zeit und bearbeitest Deinen Blog oder stellst die philippinischen Kampfsport-Arten im kkf vor.
    Lese ab und zu dort.

    Mit einem freundlichen Gruß

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